Nichts geht über den eigenen Eindruck. Darum fahre ich nach Moskau, ins Epizentrum des angeblich Bösen. Ich spreche mit Philosophen, jungen Künstlerinnen, einem ehemaligen Mitarbeiter russischer Regierungen von Gorbatschow bis Putin, Leuten auf der Strasse, Schweizern, die seit Jahrzehnten hier leben, finanziell längst unabhängig, mit Journalisten, Sportlern, Unternehmern. Und dann ist da der allgemeine Eindruck des Lebens in der frühlingshaften Hauptstadt, bevölkert von Touristen aus Kamerun, Tadschikistan, China, viele andere. Mediterrane Unbeschwertheit herrscht, Fröhlichkeit in überfüllten Restaurants, aber auch Ordnung und Sauberkeit beeindrucken, freundliche Polizisten, keine Klima-Vandalen. Als wir vor dem Hauptsitz des Geheimdiensts FSB, einst KGB, der Lubjanka, ein Interview drehen, kommt ein Uniformierter fast entschuldigend auf uns zu, wir möchten doch bitte etwas Abstand halten, um die Privatsphäre der Angestellten, die da durch die Türe kommen, zu schützen. Fast scheint es, als habe der Uniformierte vor den Ausländern mehr Respekt als umgekehrt.
Diese russophoben Kommentare gleichen sich. Kaum einer der Schreiber besuchte je das Land oder spricht seine Sprache. Der Hass scheint mir Ausdruck einer tiefen Ablehnung gegenüber einer Kultur zu sein, welche auch diejenige unserer Väter und Grossväter waren. Die Familie, bestehend aus Mann und Frau und Kindern als Zelle unseres Staates. Eingebettet in einem Denken, dass vom Christentum und der Aufklärung begründet ist.
Warum krigt man 15 Jahre Lagerhaft für freie Meinungsäusserung?Diese Angabe stammt nicht von dem bösen westlichen Medien,sondern wurde von der russischen Regierung so verkündet!
Weshalb werden in Russland Leute für eine freie Meinung umgebracht oder nach Sibirien geschickt, wenn Putin und seine Crew so beliebt sind? Berlin unter Hitler sah auch friedfertig aus, da ja alles Störende schön versorgt war. Sie selbst wären wahrscheinlich in Russland auch schon stummgeschaltet worden, Herr Köppel! Wo bleibt Ihr Engagement für Freiheit?